Gewerkschaftschronik
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Anzahl gefundene Artikel: 112

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31.01.2020 Schweiz
Personen
Work
Christian Egg
Prix Engagement
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Prix Engagement: Diese Verkäuferinnen verhinderten längere Ladenöffnungszeiten. 70 Verkäuferinnen und Verkäufer wagen in Nyon VD den Aufstand gegen längere Ladenöffnungszeiten – und gewinnen! Für ihren Mut und ihre Ausdauer ehrt die Unia das Kollektiv mit dem Prix Engagement. „Nein“, sagt die Parfumerieverkäuferin Anne-Lise Rielli (49). Am Samstag bis sieben Uhr abends im Laden stehen statt wie bisher bis sechs? Kommt nicht in Frage. Rielli: „Entweder du fügst dich – oder du wehrst dich.“ ¬Rielli wehrt sich. Gemeinsam mit ihren Kolleginnen Jeanne d’Arc Dumartheray (62), Célia Brodard (25) und rund 70 weiteren Verkäuferinnen und Verkäufern – mit Erfolg. Deshalb verleiht die Unia dem Kollektiv für seinen Einsatz und seinen Mut den Prix Engagement. Doch der Reihe nach: Im letzten April beschliesst im waadtländischen Städtchen Nyon die rechtsbürgerliche Mehrheit im Gemeindeparlament die Ausweitung der Ladenöffnungszeiten, auf Betreiben der Ladenvereinigung. Doch die Mitarbeitenden im Detailhandel organisieren sich und sammeln Unterschriften für ein Referendum. Die Unia unterstützt sie dabei. Schweigen? Nein! Für viele ist es das erste Mal, dass sie sich in einer Gewerkschaft engagieren. Auch für Célia Brodard. Sie war damals Verkäuferin bei der Modekette Zebra. Sie habe keinen Moment gezögert, sich der Bewegung anzuschliessen: „Wenn wir schweigen, ändert sich nichts.“ Migros-Verkäuferin Dumartheray gibt zu: Zuerst hatte sie Angst, Kundinnen und Kunden auf das Referendum anzusprechen. „Aber eine Kundin sagte mir: ‚Akzeptiert das nicht!‘ Das hat mir Mut gemacht.“Nicht (...).   Christian Egg.
Work online, 31.1.2020.
Personen > Egg Christian. Prix Engagement. Work online, 2020-01-31.
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17.01.2020 Ecublens
Boston Scientific SA
Personen
Unia VD Kanton
Work
Christian Egg
Boston Scuentific SA
Streik
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7-Tage-Streik bei der Industriefirma Boston Scientific in Ecublens VD. „Der Streik war extrem anstrengend“. Die Firma schliessen und nach Irland verlagern? Nicht mit uns, sagt Qualitätskontrolleur Steven Marchou. Einer von 50 Mitarbeitenden, die gestreikt haben. Die Informationsveranstaltung am 20. November dauert nur 30 Minuten. Man werde den Standort schliessen und nach Irland verlagern, teilen die Chefs von Boston Scientific den 141 Mitarbeitenden im waadtländischen Ecublens mit. Alle würden die Kündigung erhalten, es gebe einen Sozialplan. Den Nachmittag dürften sie freinehmen. „Peng“ denkt da Qualitätskontrolleur Steven Marchou (35), denn auch er hat nicht mit so einer Hiobsbotschaft gerechnet. Der Firma geht es blendend. Sie stellt künstliche Herzklappen her und hat vor kurzem ein neues Modell entwickelt, das sie jetzt auf den Markt bringen will. Dafür sollte die Produktion hochgefahren werden. Abgeworben und entlassen. Wie viele andere arbeitet auch Marchou erst seit kurzem bei Boston Scientific. Im Juli hatte ihn die Firma von einer anderen Arbeitsstelle sogar abgeworben, um die Abteilung Qualitätskontrolle zu verstärken. Marchou: „Damals sprachen sie von einer Perspektive von fünf Jahren.“ Und jetzt das! Wie ein Blitz fährt es Marchou durch den Kopf: „Wir brauchen eine Gewerkschaft.“ Seine Gewerkschaft, die Unia. Zusammen mit 64 Kolleginnen und Kollegen bittet Marchou die Unia, dass sie sie im Konsultationsverfahren vertrete. Bei Massenentlassungen schreibt das Gesetz eine Konsultation der Mitarbeitenden vor. Diese dürfen Vorschläge machen, wie der Stellenabbau zu verhindern oder abzumildern sei. (…). Christian Egg.
Work online, 17.1.2020.
Personen > Egg Christian. Boston Scientific Ecublens. Streik. Work online. 2020-01-17.
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13.12.2019 Schweiz
Personen
Uber
Work
Christian Egg
Lohndumping
Uber
Volltext
Neues Rechtsgutachten im Auftrag der Unia zeigt den grossen Bschiss. Dumping-Taxidienst Uber prellte Fahrer um geschätzte 500 Millionen. Uber-Fahren ist günstig. Aber nur für die Kundschaft. Die Fahrerinnen und Fahrer und die Steuerzahlenden hingegen zahlen drauf. Seit sechs Jahren ist der Dumping-Taxidienst Uber in der Schweiz aktiv. Und seit sechs Jahren weigert sich Uber, seine Fahrerinnen und Fahrer als Angestellte anzuerkennen. Obwohl das die Suva und das Lausanner Arbeitsgericht verlangen. Doch Uber zieht jeden Entscheid weiter und behauptet: Seine Fahrerinnen und Fahrer seien Selbständige. Was das finanziell für alle Beteiligten heisst, zeigt der Basler Rechtsprofessor Kurt Pärli in einem neuen Gutachten im Auftrag der Unia *. Uber spart Millionen… Der grösste Profiteur des Modells Uber ist der US-Konzern selber. Weil er für seine „selbständigen“ Fahrer keine AHV- und IV-Beiträge, keine zweite Säule, keine Arbeitslosenversicherung und keine Unfallversicherung zahlt. Auch keine Spesen für Auto, Benzin und Handy. Und erst noch tiefe Löhne (siehe Tabelle). Eine Schätzung der Unia ergibt, dass Uber seit seinem Markteintritt 2013 die Fahrerinnen und Fahrer in der Schweiz um bis zu eine halbe Milliarde Franken geprellt hat. Für die Fahrerinnen und Fahrer heisst das zwar, dass sie einen grösseren Anteil ihrer Einnahmen bekommen. Doch die Fahrer müssen für Auto, Benzin und Reparaturen selber zahlen. Noch wilder: Wenn sie durch einen Unfall invalid werden, bekommen sie ein Jahr lang keinen Rappen. Und dann gibt’s nur eine IV-Rente aus der ersten, obligatorischen Säule, aber nicht aus der (...). Christian Egg.
Work online, 13.12.2019.
Personen > Egg Christian. Uber. Rechtsgutachten. Work online, 2019-12-13.
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15.11.2019 Muttenz
MS Direct AG
Personen
Work
Christian Egg
Arbeitsbedingungen
MS Direct AG
Volltext
Ex-Mitarbeitende der Firma MS Direct packen aus: Schimmel, Schikane und schäbige Löhne. Die Skandalfirma MS Direct betreibt für Coop ein Callcenter in Muttenz BL. Dort herrschen gruusige Zustände – aber die Chefin garniert ein Traumsalär. „Der Job ist in Ordnung“, dachte Flavia Ripa zuerst. Vor knapp zwei Jahren fing die heute 24jährige Baselbieterin bei der Firma MS Direct an. Die betreibt in Muttenz BL ein Callcenter im Auftrag von Coop. Ob Fragen zur -Supercard oder Adressänderungen für die Coop-Zeitung: Kundendienstanfragen des Detailhändlers, ob per Telefon oder Mail, landen in Muttenz. Zwischen 60 und 90 Mitarbeitende kümmern sich darum. Bereits letztes Jahr hatte Work über Missstände in einem MS-Direct-Callcenter berichtet. Der Artikel schlug ein. Nicht weniger als neun MS-Direct-Geschädigte kommentierten auf der Work-Website. Work hat sie alle kontaktiert. Im Gespräch sagt Ripa, ihr Stundenlohn habe 24 Franken betragen. Zuerst konnte sie hundert Prozent arbeiten und kam so auf 4‘300 bis 4‘500 Franken im Monat. Aber plötzlich war Schluss damit. „Immer wieder schickte mich der Chef nach einer halben Stunde schon heim, es gebe zu wenig Arbeit.“ Von einem Monat auf den anderen sank ihr Monatslohn auf 2‘800, später sogar auf 1‘700 Franken. Davon konnte sie nicht leben. Und sie fühlte sich unfair behandelt: „Es waren immer die gleichen fünf oder sechs, die heimgeschickt wurden. Andere hätten gerne einen freien Nachmittag gehabt, mussten aber bleiben.“ Als sie den Chef darauf ansprach, schrie er sie an. Arbeit nur noch auf Abruf.  (…).  Christian Egg.
Work online, 15.11.2019.
Personen > Egg Christian. MS Direct. Arbeitsbedingungen. Work online, 2019-11-15.
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15.11.2019 GE Kanton
Personen
Uber
Unia Genf
Christian Egg
Uber
Verbot
Volltext
Jetzt steht fest: Dumping-Taxidienst Uber darf in Genf nicht weiterfahren. Ziehen andere Städte bald nach? Genf verbietet den Dumping- Taxidienst Uber. Das könnte für die US-Firma richtig teuer werden. Klare Worte aus Genf: „Uber muss sich an den gesetzlichen Rahmen halten. Und vor allem für seine Fahrerinnen und Fahrer die Beiträge an die Sozialversicherungen zahlen“ Das sagt der Sprecher von Regierungsrat Mauro Poggia (MCG). Solange der Dumping-Taxidienst das nicht tut, darf er seine Dienste im Kanton Genf nicht mehr anbieten. Zuvor hatte der Kanton eine rechtliche Analyse vorgenommen. Und war zum Schluss gekommen: Uber ist ein Transportunternehmen. Und nicht nur ein Fahrtenvermittler, wie dies die US-Firma gerne hätte. Daraus folgt, dass die Fahrerinnen und Fahrer als Angestellte zu betrachten sind. Mit allen dazugehörigen Rechten wie Sozial- und Unfallversicherung, Kündigungsschutz und so weiter. Genau das, was die Unia schon seit Jahren fordert. Uber hat angekündigt, gegen das Verbot Berufung einzulegen. Aber wenn das Verwaltungsgericht den Entscheid des Kantons stützt, wird es für Uber richtig teuer. Der Billig-Taxidienst müsste dann rückwirkend sämtliche Beiträge ab dem Jahr 2014 nachzahlen, als er in Genf den Betrieb aufnahm. Damit nicht genug: Nach Auffassung der Genfer Regierung verstösst Uber zudem gegen die bilateralen Verträge mit der Europäischen Union. Denn der Sitz der Firma befindet sich in den Niederlanden. Deshalb gelten die Fahrerinnen und Fahrer als entsandte Arbeitskräfte. Und als solche dürfen sie maximal neunzig Tage lang arbeiten. Und was tut sich im Rest der Schweiz? (…).  Christian Egg.
Work online, 15.11.2019.
Personen > Egg Christian. Uber. Verbot. Work online, 2019-11-15.
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01.11.2019 Schaffhausen
IWC Schaffhausen
Personen
Uhrenindustrie
Work
Christian Egg
IWC Schaffhausen
Löhne
Volltext
IWC: Uhrenarbeiterinnen und Uhrenarbeiter sind unzufrieden. „Jetzt muss etwas gehen bei den Löhnen!“ Daria Lucidi (31) und Mario Dunst (27) haben die Nase voll vom Geiz und Stress beim Luxusuhren-Label IWC. Und sie sind nicht alleine. Am Zürich Film Festival trug die Schauspielerin Cate Blanchett eine IWC-Uhr. Die „Portofino Automatic 34“ kostet zwischen 5‘300 und 19’900 Franken und gehört zu den günstigsten der Schaffhauser Traditionsmarke. Andere kosten bis zu einer Viertelmillion. Aber auch für die einfachste Portofino müsste IWC-Arbeiterin Daria Lucidi mehr als anderthalb Monatslöhne hinblättern. Gerade mal 3‘181 Franken brutto bekommt sie für ihr 70-Prozent-Pensum in der Qualitätsprüfung. Die Arbeit mache sie gern, sagt Lucidi: „Sie ist abwechslungsreich, und ich habe viele Freiheiten.“ Aber eben, der Lohn. Sie sagt: „Unsere Löhne liegen Welten entfernt von denen in anderen Industriebetrieben.“ Tom Moser * zum Beispiel. Er hat eine Vollzeitstelle, einen Lehrabschluss und mehrere Jahre Erfahrung. Trotzdem zahlt ihm IWC nur knapp 4‘500 Franken im Monat. Er sagt: „Hier in der Ostschweiz liegt der übliche Lohn bei meiner Qualifikation etwa bei 5‘500 Franken, im Kanton Zürich sogar bei über 6‘000 Franken.“ Der Uhrmacher Roger Blum* fügt hinzu: „Die Chefs sagen uns jeweils, wir könnten ja in Deutschland einkaufen gehen, dann reiche der Lohn länger.“ Und die Löhne stagnieren. Jannik Held von der Unia Zürich-Schaffhausen sagt: „Viele haben in den letzten Jahren gar keine Lohnerhöhung bekommen. Oder dann nur fünf Franken.“(…).
Christian Egg.
Work online, 1.11.2019.
Personen > Egg Christian. IWC Schaffhausen. Loehne. Work online, 2019-11-01.
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01.11.2019 Deutschland
Personen
Work
Christian Egg
Arbeitsbedingungen
Betriebsräte
Velokurier
Volltext
Soziologe Heiner Heiland hat die Essenskurier-Szene erforscht. „In Köln und Hamburg gibt’s jetzt Kurier-Betriebsräte“. Sie sind immer alleine unterwegs und doch gut vernetzt: Essenskuriere. Der Soziologe Heiner Heiland hat ihre Jobs in mehreren deutschen Städten untersucht.Work: Heiner Heiland, viele Essenskurierinnen und -kuriere haben eine Matur oder gar studiert. Wie erklären Sie sich das? Heiner Heiland: Viele arbeiten nicht Vollzeit. Die Kurierfahrten sind nur ein finanzielles Standbein – wenn auch ein prekäres. Sie sind eigentlich Musikerinnen oder Tänzer, verdienen dort aber noch weniger. Oder sie sind Studierende. Ist das durchgehend so? Nein, die soziale Zusammensetzung der sogenannten Rider unterscheidet sich von Stadt zu Stadt. In Berlin sind es viele aus Italien oder Spanien, und die sind meistens gut ausgebildet. Sie sind im Zuge der Eurokrise nach Deutschland gekommen, konnten aber nicht gut Deutsch. Und das ist ein Job, den sie machen können. Es scheint sich aber zu wandeln. Mehr und mehr Leute kommen etwa aus Bangladesh oder Pakistan, also den klassischen Einwanderungsländern für Niedriglohn-Jobs. In Frankfurt hatten diese Fahrerinnen und Fahrer dann auch ihre eigenen Chatgruppen, um sich auszutauschen. Hat Sie das überrascht? Ja, sehr. Auch die Gewerkschaften gingen lange davon aus, dass die Branche schwer zu organisieren sei, weil die Mitarbeitenden ja immer alleine unterwegs seien. Tatsächlich hatten aber 61 Prozent der Befragten häufig oder sehr häufig Kontakt zu (…).
Christian Egg.
Work online, 1.11.2019.
Personen > Egg Christian. Velokuriiere. Arbeitsbedingungen. Work online, 2019-11-01.
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18.10.2019 Martigny
Adatis SA
Personen
Work
Christian Egg
Adatis SA
Mindestlöhne
Volltext
Wallis: Autozulieferer Adatis zahlt Monatslöhne von 2‘670 Franken netto. Arbeitsbedingungen wie aus anderen Zeiten. Die Autozuliefererfirma Adatis bezahlt lausige Löhne. Die Unia macht das publik, Adatis antwortet prompt mit einem Strauss von Klagen. Gerade mal 3‘000 Franken brutto für eine Vollzeitstelle. Ergibt netto 2‘670 Franken. Ausserdem kein 13. Monatslohn und nur vier Wochen Ferien. Zu diesen Bedingungen müssen 15 Mitarbeitende im Wallis Plasticteile für die Autoindustrie herstellen. Vor allem Frauen sind von den Tieflöhnen betroffen. Ihr Arbeitgeber ist die Firma Adatis. Fürs Ansiedeln der Fabrik mit 60 Arbeitsplätzen erhielt sie vor knapp 20 Jahren Steuererleichterungen von der Gemeinde Martingy und vom Kanton. Schon im April machte die Unia diese Löhne publik (Work berichtete). Nichts passierte. Deshalb informierte die Unia den deutschen Industriekonzern Bosch. Er ist einer der wichtigsten Abnehmer von Adatis. Jetzt reagiert Adatis. Aber nicht etwa mit besseren Löhnen. Sondern mit einer Strafklage gegen die Unia. Gleich einen ganzen Strauss von Strafartikeln präsentieren die Firmenjuristen: Ehrverletzung, Verleumdung. unlauterer Wettbewerb. Nötigung. Blaise Carron von der Unia Wallis musste deswegen kürzlich bei der . Polizei antraben. Er kann über das Vorgehen der Firma nur den Kopf schütteln: „Wer solche Löhne zahlt. hätte doch Besseres zu tun, als zu klagen.“ Mundtot machen lässt er sich sowieso nicht. Im Gegenteil: Er kritisiert den Druckversuch der Firma umgehend in einem weiteren Mediencommuniqué. (…). Christian Egg.
Work, 18.10.2019.
Personen > Egg Christian. Adatis SA. Arbeitsbedingungen. Work, 2019-10-18.
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18.10.2019 Davos
Gastgewerbe
Personen
Christian Egg
Gratisarbeit
Verbandsbeschwerde
Volltext
Überstunden und verspätete Löhne. Davoser Wirt schlampt: Ein Fall für die Restaurant-Kontrolleurin. Die reinste „Ausbeuterei“ sei das gewesen, sagen die Servicemitarbeitenden Eric Berger* und Anita Wirz*. Doch sie wussten sich zu helfen. Mit Erfolg! Eric Berger freut sich: Seit dem Frühling konnte er schon dreimal Ferien machen, total vier Wochen. Und bald kommt nochmals eine Woche dazu. Das gab’s früher nie: Der Restaurantmitarbeiter musste ständig Überstunden machen, am Schluss hatte er 300 angehäuft. Abbauen konnte er sie nicht. Auch seine Kollegin Anita Wirz, die im selben Restaurant in Davos GR arbeitet, sagt: „Da ist vieles nicht korrekt gelaufen. Es war eine Ausbeuterei!“ So hätten sie die Einsatzpläne viel zu knapp erhalten: Immer erst am Sonntag erfuhren sie, wie sie ab Montag arbeiten mussten. Und die Löhne kamen auch immer erst nach Ende Monat. Berger sagt: „Ich will meine Rechnungen pünktlich bezahlen. Aber wenn ich den Lohn erst am 10. des nächsten Monats erhalte, kommen schon die ersten Mahnungen. Diesen Frühling dann hatten Berger und Wirz die Nase endgültig voll: „So geht das nicht weiter!“ beschlossen sie und wandten sich an die Unia. Die Gewerkschafterin ¬Angela Thiele von der Unia Rhätia-Linth klärte den Fall ab und reichte eine Verbandsklage bei der Aufsichtskommission ein. Ab da ging alles schnell: Schon vier Wochen später kam eine Kontrolleurin ins Restaurant. Und sie war hartnäckig. Der Chef ist gefordert. Anita Wirz erzählt: „Sie ging zum Chef ins Büro und blieb fast den ganzen Morgen dort.“ Einmal sei der Chef rausgekommen und habe geseufzt, die Kontrolleurin wolle (…). Christian Egg.
Work online, 18.10.2019.
Personen > Egg Christian. Gastgewerbe. Verbandsklaget. Work online, 2019-10-18.
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27.09.2019 Schweiz
Epsilon SA
Personen
Work
Christian Egg
Epsilon SA
Lohnnachzahlung
Volltext
Zeitungszustellung
Post-Tochter muss Zeitungsverträgern 600'000 Franken Lohn nachzahlen. „Die Chefs waren richtige Diktatoren“. Illegale Lohndrückerei und Schikanen, das war Alltag bei der Firma Epsilon in Genf. War! Dank dem Mut von Andrès Arciniegas und José Serantes ist jetzt alles besser. Postausträger Andrès Arciniegas (43) lacht und sagt: „Ich hätte nie gedacht, dass ich einmal dem Personalchef der Post in seinem Büro in Bern gegenübersitzen und auf Augenhöhe mit ihm sprechen würde.“ Aber so war es. Arciniegas war Teil einer Delegation, die mit der Post über die Arbeitsbedingungen bei der Genfer Zustellfirma und Post-Tochter Epsilon verhandelte. Überaus erfolgreich: Alle Zustellerinnen und Zusteller haben jetzt einen Vertrag bekommen, der die kantonalen Mindestlöhne plus Nachtzuschläge einhält. Das war nicht immer so. Vogel friss oder stirb! Arciniegas und sein Kollege José Serantes (45) sind sogenannte Frühzusteller. Mit der Vespa liefern sie jeden Morgen die Zeitungen in die Briefkästen. Um vier Uhr früh fangen sie an, bei schlechtem Wetter früher. Damit sie spätestens um sechs fertig sind. Sie arbeiten zusammen mit rund 80 Kolleginnen und Kollegen. Die beiden berichten von unhaltbaren und gesetzeswidrigen Zuständen, die bei Epsilon geherrscht hatten. So wurde ihre Arbeitszeit nicht erfasst. Dabei sei diese stark vom Wetter abhängig. Im Winter, wenn Schnee liegt, kann eine Tour mehr als doppelt so lange dauern. Doch José Serantes Verdienst war immer der gleiche, nämlich gerade einmal 39 Franken pro Tag, plus 9 Franken f…).
Christian Egg.  Work online, 27.9.2019.
Personen > Egg Christian. Zeitungsvertraeger. Lohnnachzahlung. Work online, 2019-09-27.
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27.09.2019 Schweiz
Gastgewerbe
Personen
Work
Christian Egg
Gastgewerbe
GAV
Volltext
Gastrosuisse trickst bei den Verhandlungen zum neuen GAV: Wirte wollen kantonale Mindestlöhne aushebeln. Mehr und mehr Kantone haben neu einen gesetzlichen Mindestlohn. Den Chefs ist das ein Dom im Auge. Der Verband der Wirte verweigert jetzt deswegen sogar. die GAV-Verhandlungen. Es war ein Durchbruch für Löhne, von denen es sich knapp leben lässt: 2017 gab das Bundesgericht grünes Licht für einen gesetzlichen Mindestlohn von 20 Franken pro Stunde im Kanton Neuenburg. Kurz darauf setzte auch der Kanton Jura dieselbe Marke im Gesetz fest. Und es geht weiter: In Basel und Genf sind Volksinitiativen der Gewerkschaften hängig, die im Minimum 23 Franken pro Stunde für alle fordern. Und im Tessin haben die Stimmenden bereits Ja gesagt zu einem Mindestlohn - gestritten wird noch um seine Höhe. Zwar würden die Gewerkschaften gerne gute Arbeitsbedingungen in Gesamtarbeitsverträgen festlegen. Aber in einigen Bereichen, zum Beispiel im Detailhandel, sträuben sich die Arbeitgeber gegen GAV. Also beschritten die Gewerkschaften den politischen Weg. Im Gastrogewerbe mit seinem allgemeinverbindlichen GAV bezeichnet dies der Wirteverband Gastrosuisse gegenüber Work als „nicht faire Doppelstrategie“. Den Chefs und rechten Politikern sind die kantonalen Mindestlöhne ein Dorn im Auge. Deshalb blasen sie jetzt zum Angriff. Mit einer Motion will zum Beispiel der Urner CVP-Ständerat Isidor Baumann die kantonalen Mindestlöhne aushebeln - ausgerechnet mit den Gesamtarbeitsverträgen. (…).  Christian Egg.
Work, 27.9.2019.
Personen > Egg Christian. Gastrosuisse. GAV. Work, 2019-09-27.
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13.09.2019 Schweiz
Frauen
Löhne
Personen
Work
Christian Egg
Frauenlöhne
Volltext
Neue Studie zeigt: Frauen verdienen schon beim Erwerbseinstieg weniger. Diskriminiert, nur weil sie Frauen sind. Immer noch verdienen Frauen im Schnitt rund 20 Prozent weniger als Männer. Das hat nicht mit der Arbeitsteilung zu tun, sondern mit dem, was bei den Chefs in den Köpfen ist. 4‘335 Franken im Monat oder weniger für eine Vollzeitstelle: Das ist in der Schweiz ein Tieflohn. Sagt das Bundesamt für Statistik. Und es sagt auch: Vor allem Frauen müssen zu Tieflöhnen chrampfen. Jede sechste Frau in der Schweiz mtuss mit einem Tieflohn auskommen. Der kaum zum Leben reicht. Und immer noch verdienen die Frauen rund 20 Prozent weniger als die Männer. Das zeigen Berechnungen des Büros BASS für arbeits- und sozialpolitische Studien (rebrand.lyjluxusferlen). Pro Jahr macht das für jede erwerbstätige Frau im Schnitt minus 7‘800 Franken aus. „Jaaa. Abe“». sagen jetzt diejenigen, die nichts von Lohndiskriminierung wissen wollen. „Jaaa, aber Frauen bekommen Kinder, arbeiten dann Teilzeit, haben darum weniger Erfahrung als Männer und steigen deshalb im Beruf weniger auf.“ Kurz: Das Kinderkriegen sei der Grund für den Lohnunterschied und nicht die Diskriminierung auf grund des Geschlechts. Das ist falsch, zeigt jetzt eine neue und brisante Studie: Frauen erhalten bereits beim Einstieg in den Arbeitsmarkt generell tiefere Löhne. Diskriminierung von Anfang an. Die Soziologin Benita Combet von der Uni München und ihr Kollege Daniel Oesch, Professor an der Uni Lausanne, haben die Daten von knapp 4‘800 Schweizerinnen und Schweizern ausgewertet. (…).  Christian Egg.. Work, 13.9.2019.
Personen > Egg Christian. Frauenloehne. Work, 2019-09-13.
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16.08.2019 Schweiz
Personen
Work
Christian Egg
Gesundheitsschutz
Hitzewelle
Volltext
Hitzewellen nehmen zu: Die Arbeiter kommen ans Limit. „Man denkt nur noch: Schatten, trinken, heim“. Auf der Baustelle und im Gartenbau ist Hitze nicht nur lästig, sondern gefährlich. Die Unia fordert die Firmen zum Handeln auf. Der Gärtner Simon Steinmann sagt es deutlich: „Bei Temperaturen gegen 35 Grad kann man keine Leistung mehr erbringen.“ Der Kreislauf mache nicht mehr mit, der Kopf schmerze, in Gedanken sei man nicht mehr bei der Arbeit, so das 45jährige Unia-Mitglied: „Wenn du drei, vier Stunden an der prallen Sonne gearbeitet hast, denkst du irgendwann nur noch: Wo gibt’s Schatten, wo kann ich was trinken, wann kann ich heim?“ 43 Grad Körpertemperatur. Gleich zwei Hitzewellen überrollten diesen Sommer die Schweiz: In der letzten Juniwoche und gegen Ende Juli. Zweimal sieben Tage lang kletterten die Temperaturen jeweils über 30 Grad. An zahlreichen Orten gab es neue Temperaturrekorde. Und vor allem: Solche Hitzewellen ¬nehmen zu. François Clément von der Unia sagt es so: „Der Klimawandel schafft neue Arbeitsbedingungen.“ Für Bauarbeiter, Gärtner oder Dachdecker, die im Freien arbeiten, ist das lebensgefährlich. Das zeigte sich Ende Juli im Kanton Freiburg dramatisch. Ein 40jähriger portugiesischer Gartenbauer brach bei der Arbeit in brütender Hitze zusammen. Kurz darauf starb er im Spital. Unia-Mann Clément hat mit der Familie des Opfers gesprochen: „Er starb an den Folgen eines Hitzschlags. Als er im Spital ankam, hatte er eine Körpertemperatur von 43 Grad.“(…). Christian Egg.
Work online, 16.8.2019.
Personen > Egg Christian. Hitzewelle. Gesundheitsschutz. Work online, 2019-08-16.
Ganzer Text
16.08.2019 Schweiz
Personen
Work
Christian Egg
Entschädigungen
Hitzewelle
Volltext
Baustopp bei Hitze: Zwei Beispiele, die funktionieren. Im Kanton Waadt war die Bauwirtschaft gut auf die Hitzewellen dieses Sommers vorbereitet: Firmen konnten die Arbeit um 13 Uhr einstellen, bevor die Temperatur unerträglich wurde. Für die finanziellen Einbussen sprang ein Schlechtwetterfonds ein, in den die Sozialpartner und der Kanton einzahlen. Das Pilotprojekt startete vor zwei Jahren und war ursprünglich für den Winter gedacht: Zusammen mit Meteo Schweiz haben die Unia und der kantonale Baumeisterverband genaue Kriterien festgelegt. Sobald Meteo Schweiz das Schlechtwetter bestätigt, wird die Arbeit auf allen Baustellen in der betroffenen Region eingestellt, und der Fonds kommt für die Lohnausfälle auf. Diesen Sommer beschlossen die Sozialpartner erstmals, den Fonds auch bei Hitze zu aktivieren. Schliesst die Baustelle wegen Hitze, bezahlt ein Fonds den vollen Lohn. Im Gegensatz zur Schlechtwetterentschädigung der Arbeitslosenkasse zahlt der Waadtländer Fonds die vollen Löhne der Arbeiter, und zwar ohne Karenztage. Für Unia-Mann François Clément entscheidend: „So entstehen den Arbeitgebern keine Kosten. Deshalb machen sie mit.“ Er fordert: Eine solche Lösung sollte für die ganze Schweiz gelten. Ein anderes Modell hat Österreich: Wenn die Temperatur 32,5 Grad übersteigt, können Firmen den Arbeitern freigeben. (…).  Christian Egg.
Work online, 16.8.2019.
Personen > Egg Christian. Hitzewelle. Entschaedigung. Work online, 2019-08-16.
Ganzer Text
16.08.2019 Schweiz
Personen
Work
Christian Egg
Berufsschule
Sexuelle Belästigung
Volltext
Belästigung: Berufsschulen drücken sich. Wie fülle ich eine Steuererklärung aus? Welche Rechte habe ich als Mieterin oder Mieter? Wie verhalte ich mich ökologisch? Solche Dinge und noch viel mehr lernen Stiftinnen und Stifte an der Berufsschule im allgemeinbildenden Unterricht. Zum Thema sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz lernen die meisten: nichts. Das zeigt eine Umfrage von Work bei verschiedenen Deutschschweizer Kantonen. Unverbindlich. Der Kanton Zürich schreibt, es gebe „keine verbindlichen Vorgaben“, ob die Berufsschulen die Lernenden zu diesem Thema informieren müssten. Im Kanton Bern mussten die Schulen zwar ein Konzept erstellen, wie sie sexuelle Belästigung zu thematisieren gedenken. Eine verbindliche Weisung gibt es hier aber auch nicht: „Die Schulen sind frei, wie sie das Thema behandeln wollen.“ Und an der Berufsschule Basel-Stadt ist ein Programm zum Thema erst in Planung. Der Kanton St. Gallen gibt an, sexuelle Belästigung werde im allgemeinbildenden Unterricht behandelt. Doch auch hier: keine verbindliche Vorgabe an die Schulen. Unia-Jugendsekretärin Kathrin Ziltener hat während und nach der Umfrage mit vielen Stiftinnen und Stiften gesprochen. Sexuelle Belästigung als Thema in der Berufsschule? Fast überall Fehlanzeige, sagt sie. Das muss sich jetzt ändern. Ziltener fordert: „Alle Berufsschulen müssen den Lernenden aufzeigen, welche Formen von Belästigung es gibt und wie sie sich dagegen wehren können.“ (…).  Christian Egg.
Work online, 16.8.2019.
Personen > Egg Christian. Sexuelle Belaestigung. Berufsschulen. Work online, 2019-08-16.
Ganzer Text
28.06.2019 BS Kanton
Personen
Work
Christian Egg
Frauenstreik
Volltext
Basel platzt. In Basel fängt der Frauenstreik schon am Abend vorher an: Riesig projizieren Aktivistinnen das Streiklogo mit der Faust auf den Roche-Turm, das höchste Haus der Schweiz. Am Morgen dann tragen die Verkäuferinnen der Kosmetikkette Lush in der Freien Strasse Pink. Vor dem ¬Laden hängt die Streikfahne, neben der Kasse liegen Streikbändeli. Sie selber hätten ja keinen Grund zum Streiken, sagen die Frauen. Ihre Löhne seien deutlich besser als sonst im Detailhandel. Aber dass sie am Streiktag solidarisch seien und Farbe bekennten, das sei Ehrensache. Die Kosmetik-Verkäuferinnen bekennen Streikfarbe. Superheldinnen*Gasse. „Stop!“ ruft eine Frau um halb zwölf am Messeplatz. Und noch eine und noch eine. Es ist der Tanz-Flashmob gegen Gewalt gegen Frauen. Mit Youtube-Videos haben sie vorher geübt, jetzt tanzen etwa 50 Frauen gemeinsam und kraftvoll. Dann verteilen sie pinkige Schirme mit der Streikfaust und dem Slogan: «Gewalt ist nie privat». Vor dem Kunstmuseum stehen Baubaracken. Auch sie sind mit Streikfahnen und einem Transparent geschmückt. Gleich dahinter haben Frauen die Rittergasse in Superheldinnen*gasse umbenannt. Weniger Schwachsinn. Am Theaterplatz sind schon am Mittag mehrere Tausend Frauen da. Auf einem T-Shirt steht „More Feminism, less Bullshit“: Mehr Feminismus, weniger Schwachsinn. Um halb vier, anderthalb Stunden vor Demostart, ist der Platz schon viel zu klein. (…). Christian Egg.
Work online, 28.6.2019.
Personen > Egg Christian. Frauenstreik Basel. Work online, 2019-06-28.
Ganzer Text
14.06.2019 Schweiz
Frauen
Personen
Work
Christian Egg
Frauenlöhne
Volltext
Ohne die unbezahlte Arbeit der Frauen ginge es uns viel schlechter. Wert pro Jahr: 248 Milliarden Franken. 100-248-1: Nein, das ist kein Postcheckkonto. Es sind drei neue Zahlen zum Wert der Frauenarbeit, die alle kennen sollten. Die Lohndiskriminierung ist enorm: Immer noch verdienen die Frauen rund 20 Prozent weniger als die Männer. Doch das ist nur die halbe Wahrheit. Denn Frauen leisten darüber hinaus viel mehr unbezahlte Arbeit als Männer. Was das in Franken und Stunden heisst, zeigen jetzt drei neue Zahlen der Organisation Feministische Fakultät. Berechnet hat sie die Ökonomin Mascha Madörin. Sie sagt: „Diese Zahlen sollte jede Frau in der Schweiz auswendig kennen.“ Und natürlich auch jeder Mann. 100 Milliarden Franken. So viel weniger Einkommen haben alle Frauen in der Schweiz im Vergleich zu den Männern. Jedes Jahr. Etwa ein Viertel davon geht aufs Konto des Lohnunterschieds: Pro gearbeitete Stunde verdienen Frauen 19,6 Prozent weniger Lohn als Männer. Der grosse Rest erklärt sich dadurch, dass Frauen viel mehr unbezahlte Arbeit leisten als Männer. So viel, dass sie unter dem Strich (bezahlte und unbezahlte Arbeit zusammen) ziemlich genau gleich viel arbeiten wie Männer. Nämlich rund 47 Stunden pro Woche, wenn sie alleinstehend sind. und 70 Stunden, wenn sie Mütter sind. So viel ist die unbezahlte Arbeit aller Frauen in der Schweiz pro Jahr wert. Das ist mehr als alle Ausgaben von Bund, Kantonen und Gemeinden zusammen. 1 Milliarde Stunden. (…). Christian Egg.
Work online, 14.6.2019.
Personen > Egg Christian. Frauenloehne. Work online, 2019-06-14.
Ganzer Text
14.06.2019 Biel
Schweiz
Frauen
Personen
Work
Christian Egg
Frauenhaus
Volltext
Ungenügend: In der Schweiz Ist der Schutz von Frauen und Mädchen, die Opfer von Gewalt wurden, nicht garantiert. Jedes vierte Opfer findet keinen Platz. Frauenhäuser: Chronisch unterfinanziert. Zu wenig Plätze, zu wenig Geld: Bringt die Istanbul-Konvention gegen Gewalt an Frauen nun Besserung? 19 Frauenhäuser gibt es in der Schweiz. Was nach viel klingt, ist viel zu wenig: Immer wieder müssen die Häuser Frauen abweisen, weil sie keinen Platz haben. Letztes Jahr war das bei 478 Frauen der Fall, wie die aktuellen Zahlen der Dachorganisation der Frauenhäuser zeigen. Jede vierte Frau, die Schutz suchte, wurde abgewiesen. Einige der Frauen kamen in einem anderen Frauenhaus unter. Die Mehrheit der abgewiesenen Frauen aber bekam nur einen Platz in einer Notwohnung der Gemeinde oder in einer Pension, wo es kaum fachliche Betreuung und gar keine Schutzmassnahmen gibt. Denn nur bei den Frauenhäusern ist die Adresse geheim. Das Problem: Die Frauenhäuser sind chronisch unterfinanziert. Nur gerade ein Haus wurde 2018 komplett durch den Kanton getragen. Viele werden von der öffentlichen Hand nur pro Fall finanziert - zu Tarifen, die für einen professionellen 24-Stunden-Betrieb bei weitem nicht ausreichen. Sie können nur dank vielen privaten Spenden überhaupt überleben. Noch schlechter steht es um den Schutz von minderjährigen Gewaltopfern. In der Schweiz gibt es nur gerade ein Mädchenhaus. Ein in der Startphase durch Crowdfunding finanziertes Projekt in Biel, das auch (…). Christian Egg.
Work online, 14.6.2019.
Personen > Egg Christian. Frauenhaeuser. Work online, 2019-06-14.
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14.06.2019 Schweiz
Frauen
Personen
Work
Christian Egg
Gewalt
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Häusliche) Gewalt gegen Frauen: Das muss sich ändern! Belästigung, Vergewaltigung, Mord: Die Opfer sexueller Gewalt sind mehrheitlich Frauen und Mädchen. Erstmals zeigen neue Zahlen das Ausmass des männlichen Terrors. Herzogenbuchsee BE. Ende Mai: Ein 78jähriger gibt in seiner Wohnung mehrere Schüsse ab und verletzt dabei seine Frau schwer. Die Rega fliegt sie ins Spital, wo sie auf der Intensivstation behandelt wird. Laut den Nachbarn sei der Mann in den letzten Monaten immer wieder ausgerastet und gegenüber seiner Frau laut geworden. Er habe eine „stattliche“ Waffensammlung, so der „Blick“. Sechs Tage später wird eine 25jährige Frau in La Sarraz VD mit einem Messer schwer am Hals verletzt. In der Wohnung findet die Polizei auch ihren Partner - tot. Das Paar habe eine schwierige Zeit durchlebt, erklärt die Presse: Die Frau habe um eine Auszeit gebeten. Am gleichen Tag tötet ein 60jähriger Schweizer in Zürich seine Ex-Partnerin und ihre Freundin. Danach erschiesst er sich. Schon Wochen vor der Tat hatte die Ex-Freundin bei der Polizei Anzeige gegen den Mann eingereicht. Er habe sie bedroht und genötigt. Im Schnitt stirbt in der Schweiz alle zwei Wochen eine Frau oder ein Mädchen durch häusliche Gewalt. Dazu kommen pro Woche fast hundert Tätlichkeiten und vier Vergewaltigungen. Das alles nur im Rahmen der häuslichen Gewalt, also wenn Täter und Opfer in einer Beziehung sind oder waren. Darüber hinaus gibt es wenig offizielle Zahlen zur Gewalt an Frauen. (…). Christian Egg.
Work online, 14.6.2019.
Personen > Egg Christian. Gewalt. Praevention. Work online, 2019-06-14.
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31.05.2019 Bern
Hirslanden AG
Personen
Work
Christian Egg
Entlassungen
Hirslanden AG
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Hirslanden stellt Reinigungsfachfrauen auf die Strasse. Null Verständnis bei den Chefs. In der Hirslanden-Klinik Permanence in Bern soll das Putzpersonal fast rund um die Uhr einsatzbereit sein. Wer das nicht will, wird geschasst. Seit 13 Jahren putzt Dragana T. (41) in der Hirslanden-Klinik Permanence in Bern die Zimmer. Sie arbeitet 70 Prozent, immer montags und mittwochs schaut sie zu ihren zwei Teenagern und der zweijährigen Tochter. Null Verständnis. Doch im Januar teilte Hirslanden allen Teilzeit-Putzkräften mit: Man könne keine Rücksicht mehr nehmen auf Betreuungspflichten. Fixe Tage oder andere Sonderwünsche seien nicht mehr möglich. Für Dragana T. ein Problem: Zwar hat sie für die Kinder eine Tagesmutter organisiert, wenn sie arbeitet. Aber die hat am Montag und Mittwoch eine andere Verpflichtung. T. geht es deshalb wie vielen Eltern: „Rund um die Uhr flexibel, das geht mit Kindern nicht.“ Doch die Chefin habe dafür „null Verständnis“ gehabt, sagt T. Sondern den sieben Teilzeit-Putzkräften eine Änderungskündigung ausgesprochen: Sie können einen neuen Arbeitsvertrag unterschreiben, laut dem sie für jeden Dienst zur Verfügung stehen müssen. Oder sie können gehen. „Ich hätte nur geben müssen und nichts bekommen.“ Auch Kathrin Grünig (62) bekam eine Änderungskündigung. Nach mehreren Operationen ist sie gesundheitlich angeschlagen, bekommt eine Teilrente der IV. Trotzdem hat sie 50 Prozent in der Permanence-Klinik geputzt, jeden Tag von 6 bis kurz nach 10 Uhr. Das habe die Chefin nicht mehr akzeptieren wollen, sagt Grünig. Neu hätte sie auch die Abend-Putzschicht im (…). Christian Egg.
Work online. 31.5.2019.
Personen > Egg Christian. Hirslanden. Entlassungen. Work online, 2019-05-31.
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17.05.2019 Zürich
Goger-Swiss AG
Personen
Work
Christian Egg
Goger-Swiss AG
Strafanzeige
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Es ist der grösste Fall von Lohndumping in der Schweiz. Und er flog nur auf, weil Unia-Frau Christa Suter alles gab. Christa Suter (62) freut sich: „Endlich haben auch die Behörden gemerkt, dass Kurt Goger seine Arbeiter systematisch geprellt hat.“ Gleichzeitig ist sie aber auch „stinkwütend“, wie sie sagt. Denn Goger konnte sich jahrelang hinter Paragraphen verstecken, weil er bereit war, viel Geld für Anwälte auszugeben. Während die Betroffenen bis heute auf ihr hart verdientes Geld warten. Es ist der grösste Fall von Lohndumping, der in der Schweiz je aufgeflogen ist: Um mindestens 6 Millionen Franken soll die Gipserfirma Goger-Swiss ihre Arbeiter und die Allgemeinheit gebracht haben. Christa Suter brachte den Skandal ins Rollen. Hellhörig wurde sie 2013, als sie auf einer Baustelle ungarische Arbeiter antraf. „Ungarn gab es vorher nie“, erinnert sie sich. „Wir wussten zuerst gar nicht, welche Sprache sie redeten.“ Auffällig war auch: Die Arbeiter machten einen total verarmten Eindruck. „Sie trugen zerschlissene Kleider, und viele hatten Zahnlücken.“ Beim ersten Kontakt ging es keine 15 Minuten, bis ein Kadermitarbeiter der Firma Goger-Swiss auftauchte und dem Unia-Team erklärte, wie gut die Firma zu den Arbeitern schaue. Gleichzeitig hatten die Arbeiter einen eingeschüchterten Eindruck gemacht. „All das war mir suspekt“, sagt Suter, die 20 Jahre Er¬fahrung als Gewerkschaftssekretärin hat. Lohndumping (…). Christian Egg.
Work online, 17.5.2019.
Personen > Egg Christian. Goger-Swiss AG. Strafanzeige. Work online, 2019-05-17.
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17.05.2019 Zürich
Goger-Swiss AG
Personen
Work
Christian Egg
Goger-Swiss AG
Strafanzeige
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Der Fall Goger: Es geht um 6 Millionen. Die Staatsanwaltschaft Zürich jagt Kurt Goger mit einem internationalen Haftbefehl. Der Grund: Verdacht auf Erpressung, Urkundenfälschung, unlauteren Wettbewerb, Lohn- und Mietwucher, Konkursdelikte, Betrug. Überstunden: In 13 Punkten hat die Goger-Swiss AG den Gesamtarbeitsvertrag (GAV) des Gipsergewerbes verletzt. Das sagt ein neuer, unabhängiger Kontrollbericht des Staatssekretariats für Wirtschaft (Seco): Die Firma des Österreichers Kurt Goger hat in gut drei Jahren ihren 261 Arbeiterinnen und Arbeitern rund 3,4 Millionen Franken für Überstunden nicht ausbezahlt. Goger lieferte dem Kontrolleur manipulierte Daten. Doch die Polizei fand bei einer Hausdurchsuchung Listen mit den tatsächlich gearbeiteten Stunden. Mietwucher: In den Berechnungen des Kontrolleurs nicht berücksichtigt sind die völlig überrissenen Lohnabzüge. So zog die Firma den Arbeitern jeden Monat 600 Franken für die Unterkunft ab. Viel zu viel, wie Lorenz Keller von der Unia Zürich an einem Beispiel erläutert: „In einer 11-Zimmer-Liegenschaft waren 22 Arbeiterinnen und Arbeiter untergebracht. Das ergibt Lohnabzüge von 13‘200 Franken. Die Goger-Swiss hat aber für die Liegenschaft nur 3‘200 Franken Miete bezahlt.“ Gewinn laut Keller: 1,1 Millionen. Zurückkassiert: Die ungarischen ¬Gipser mussten einen Teil ihres Lohns in bar zurückzahlen. Das gibt Goger-Kadermann Zsolt B. zu, der seit letztem Dezember in Zürich in Haft sitzt. Er enthüllt das System Goger: Mit den (…).  Christian Egg.
Work online, 17.5.2019.
Personen > Egg Christian. Goger-Swiss AG. Strafanzeige. Work online, 2019-05-17.1
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12.04.2019 Schweiz
Migros
Personen
Work
Christian Egg
Amigo
Hauslieferdienst
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Die Migros lässt Leute für ein Sackgeld arbeiten. Der orange Amigo-Kapitalismus. Der neue Migros-Lieferdienst Amigos macht auf Nachbarschaftshilfe. Work hat ihn getestet und zeigt, was wirklich dahintersteckt. Bananen, Hackfleisch, Papiertaschentücher: Mit einem Klick landet alles im Warenkorb. Die neue Einkaufsplattform der Migros unterscheidet sich auf den ersten Blick nicht von anderen Webshops. Die Einkäufe liefert aber nicht ein Paketdienst nach Hause oder ein Migros-Fahrer, sondern ein Amigo, ein Freund. So persönlich heisst denn auch die Plattform: Amigos, Freunde. Seit knapp einem Jahr läuft das Pilotprojekt in den Kantonen Bern und Zürich. Die Migros schreibt dazu wohlklingend, im Vordergrund stehe nicht das Geld, sondern „das Bestreben, Migros-Kundinnen und -Kunden einander näherzubringen“. Die Gebühr für die Lieferung komme voll und ganz den „Bringern“ zugute: „Die Migros erzielt keinen Gewinn.“ Sie bemüht sogar ihren Gründer Gottlieb Duttweiler und sein Engagement für das Gemeinwohl: „So lebt auch Amigos vom sozialen Gedanken, dass die Leute füreinander da sind und sich gegenseitig unterstützen können.“ „Social Shopping“ sagt die Migros dem. Die Amigos erhalten keinen regulären Lohn, sondern nur ein „Taschengeld“ – wie der orange Riese wörtlich schreibt. Es sei auch „nicht die Idee, dass jemand Amigos als Nebenjob nutzt“. Viele Bringer würden die Auslieferung «mit dem eigenen Einkauf verbinden» oder „machen sie in der Freizeit“. 30 bis 40 Minuten betrage der Zeitaufwand pro Lieferung, so die Migros. So weit die orange Eigenwerbung. Aber wie sieht die Wirklichkeit aus? (…). Christian Egg.
Work online, 12.4.2019.
Personen > Egg Christian. Migros. Amigo. Work online, 2019-04-12.
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12.04.2019 Zürich
Personen
Uber
Work
Christian Egg
Arbeit auf Abruf
Uber
Volltext
Uber & Co.: Prekäre Arbeit, Dumpinglöhne – und keine AHV. Die Migros ist nicht das erste Unternehmen in der Schweiz, das Leute für ein Taschengeld beschäftigt. Der mittlerweile eingestellte Dumping-Taxidienst „Uber Pop“ funktionierte ebenfalls nach diesem Muster. Die Swisscom schickt unter dem Label „Mila Friends“ technisch versierte Anwenderinnen und Anwender aus der Nachbarschaft zu ihrer Kundschaft, etwa um den neuen Internet-Router zu installieren. Der Preis für die Dienstleistung wird direkt mit dem „Friend“ (Freund) abgemacht. Plattform-Prinzip. Und Ikea arbeitet fürs Ausliefern der Möbel in Genf mit der Lieferfirma Trusk zusammen, die vorwiegend Grenzgängerinnen und Grenzgänger aus Frankreich beschäftigt. Monats-{Dumping-)Lohn: 1‘900 Franken. All diesen Diensten gemeinsam ist das Plattform-Prinzip: Ein Algorithmus sucht für jede neue Aufgabe eine Arbeitskraft. Das ist Kapitalismus in Reinkultur. Früher, ohne Computer, war es nicht rationell, für jede kleine Aufgabe eine Person zu suchen und danach wieder zu entlassen. Deshalb entstanden Firmen, die ihre Arbeiterinnen und Arbeiter mit einem Vertrag längerfristig anstellen. Doch heute ist es möglich, mit ein paar Klicks selbst winzigste Aufträge an einen Markt mit Tausenden Arbeitskräften zu vergeben. Damit verschiebt sich das Machtgefüge in der Arbeitswelt noch mehr zugunsten der Firmen: Mindestlohn, Kündigungsschutz, Ferienanspruch, Streikrecht - davon wollen solche Plattformen meist nichts wissen. Sarah Schilliger, Expertin für prekäre Arbeitsverhältnisse an der Uni Basel, sagt: „Arbeit gibt's dort nur auf Abruf, befristet, flexibilisiert und ohne (…). Christian Egg.
Work online, 12.4.2019.
Personen > Egg Christian. Uber. Arbeit auf Abruf. Work, 2019-04-12.
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15.03.2019 Schweiz
Migros
Personen
Work
Christian Egg
Arbeitsbedingungen
Promoterin
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So mies serviert die Migros ihre Promoterinnen ab. Der orange Riese lagert seine Degustations-Mitarbeitenden aus. Jetzt bangen sie um ihre Existenz. Und müssen sich erst noch beleidigen lassen. Schokolade, Käse, Waschpulver: Woche für Woche stand Andrea Jost * in der Migros-Filiale, verteilte Gratismuster und Versucherli und zeigte der Kundschaft die neuen Produkte. Immer donnerstags bis Samstags. „Promoterin“ heisst ihr Beruf. Die temperamentvolle Ostschweizerin macht ihn seit bald 30 Jahren und liebt ihn. Besser gesagt, sie hat ihn geliebt: „Die Migros hat mir die Freude daran gründlich verdorben.“ Im letzten November bekamen die über 200 Promoterinnen und Promoter Post von ihrer Arbeitgeberin, der Migros-Tochter Chocolat Frey: Sie würden per Ende Jahr in eine neue Firma namens TMI ausgelagert. Die bisherigen Manager hätten Chocolat Frey die Mehrheit am Geschäftsbereich abgekauft – und würden ihn nun selber weiterführen. Und: Die neue Firma sei nicht mehr dem Migros-¬Gesamtarbeitsvertrag unterstellt. Aber die Arbeitsbedingungen würden sich nicht ändern: Es gebe auch „keine Lohnreduktion“ Versprechen gebrochen. Zwei Monate später schickt die Firma die neuen ¬Arbeitsverträge, die ab Mai gelten sollen. Sie sind Dumping pur: Der Stundenlohn von Promoterin Jost, bisher bei gut 32 Franken pro Stunde (Ferienentschädigung und 13. Monatslohn eingerechnet), soll neu auf knapp 28.50 sinken. Das macht minus 3 Franken 50 oder mehr als 10 Prozent Lohn weniger. (…).
Christian Egg.
Work online, 15.3.2019.
Personen > Egg Christian. Migros. Promoterin. Work online, 2019-03-15.
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